Mit ihrer Autobiografie „Wüstenblume“ bewegte Waris Dirie Millionen Menschen – jetzt zeigt sich die einstige Nomadin, die weiterhin gegen die weibliche Genitalverstümmelung kämpft, von einer neuen Seite. Als Malerin.
Ohne Plan, ohne Agenda, intuitiv, emotional, authentisch – so kennt man Waris Dirie seit Jahrzehnten. Als Topmodel und Laufsteg-Beauty, die einst mit dem Coming-out ihrer grauenvollen Genitalverstümmelung die Welt bewegte und mit ihren Büchern Bestseller landete. Seit dem Erscheinen von „Wüstenblume“ 1998 kämpft die 1965 geborene (ihren genauen Geburtstag kennt sie nicht) Somalierin gegen das brutale Ritual der Beschneidung von Frauen.
Kontrolle abgeben lautet das Motto von Waris Dirie, wenn sie malt.
"Die Leinwand wurde zur Bühne meiner inneren Bilder..."
Sich in der westlichen Welt, in einem „normalen“ Leben zurechtzufinden, war für die zweifache Mutter nicht immer einfach. Ihr unermüdlicher Einsatz als UN-Sonderbotschafterin und Gründerin der Waris Dirie Foundation, die sich vor allem für Bildung, Aufklärungs- und Präventionsarbeit in Afrika einsetzt, half ihr dabei. Nun überrascht die Bestseller-Autorin mit einer weiteren Facette ihres Seins. Denn, was bis jetzt kaum jemand wusste: Waris Dirie malt seit vielen Jahren. „Eines Tages wurde die Leinwand zur Bühne meiner inneren Bilder, zu einem Ort der Begegnung mit Erinnerungen und Gefühlen“, erzählt sie über die Faszination des Malens, das in den 1990er-Jahren und vor allem nach Erscheinen ihres Buches förmlich zur Gestalttherapie für sie wurde.

"Das Bild passiert mir einfach", erzählt die "Wüstenblume"-Autorin.
Waris Dirie-Ausstellung in Wien
Dazu habe sie vor allem Elton John ermutigt, verrät Dirie, der der Sänger damals seine Kunstsammlung zeigte. Ihre kraftvollen Werke teilt Waris Dirie nun mit der Öffentlichkeit: Von Mittwoch, 23. April, bis Sonntag, 27. April, stellt sie diese im Wiener Bank Austria Kunstforum aus.

Nach der Ausstellung in Wien geht Waris Dirie mit ihren Bildern auf Tournee – u.a. nach Paris und Hamburg.
"Beim Malen gebe ich Kontrolle ab"
Die Vernissage „Mogadishu Blues“ erzählt von Nähe und Zärtlichkeit, von Familie und Freundschaft, von Mutterliebe und Kindheit“, beschreibt Waris ihre Bilder, farbintensive Acrylgemälde, die rein intuitiv entstehen. „Ich sehe die Leinwand, und beginne zu malen. Das Bild passiert mir einfach. In dem Moment, in dem ich den Pinsel in die Hand nehme, gebe ich die Kontrolle ab“, so die „Wüstenblume“-Autorin, die auch den Schattenseiten ihres Lebens, der ewigen Sehnsucht nach ihrer Heimat, in der ihr jedoch so Schreckliches widerfuhr, Raum gibt.

Der Erlös der Bilder geht an die Desert Flower Foundation.
"Ich will ein besseres Leben für Frauen in Afrika"
Den Erlös durch den Verkauf der Gemälde spendet die Künstlerin, von deren erstem von sieben Büchern über 11 Millionen Exemplare verkauft wurden, zugunsten der von der Waris Dirie Foundation errichteten Schulbauten für Mädchen in Sierra Leona und Tansania. „Das Malen hat mir immer wieder geholfen, schwere Phasen zu verarbeiten“, sagt Dirie, die bei der Eröffnung ihrer Vernissage am 23. April rund 200 geladene Gäste aus dem In- und Ausland begrüßen wird. „Nun sollen diese daraus entstandenen Bilder auch anderen Mädchen helfen, sich durch Bildung zu emanzipieren und ein besseres Leben führen zu können als Millionen andere Frauen.“